Pilot-Projekt für Betroffene von Essstörungen in Bonn
Das Bonner Zentrum für Essstörungen führt ab August 2020 ein dreimonatiges Projekt für Menschen durch, die an einer Bulimie oder Anorexie leiden. In einer Mischung aus Gruppenterminen und Einzelberatung haben die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Strategien zur Überwindung der Essstörung kennenzulernen.
Hier finden Sie den Flyer zum Projekt.
September 2020 – Zwischenbericht
Die TeilnehmerInnen des Projektprojekts setzen sich aus acht Frauen zusammen, die zwischen 24 und 42 Jahren alt sind. Einige befinden sich noch im Studium, die meisten stehen bereits im Berufsleben und arbeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen, z.B. als Immobilienmaklerin, Ärztin, Sozialarbeiterin, Lehrerin usw. Alle gemeinsam haben sie, dass sie schon seit vielen Jahren an Bulimie, Anorexie oder an einer Mischform aus beiden leiden. Für einige ist das Pilotprojekt das erste Mal, dass Sie sich mit ihrer Krankheit auseinandersetzen, andere haben schon diverse Klinikaufenthalte und verschiedene Formen von Therapien hinter sich.
Nach vier Gruppentreffen hat sich zwischen den acht Teilnehmerinnen eine sehr vertraute Atmosphäre entwickelt. Die intensive Auseinandersetzung mit der Frage, welche Funktion die Essstörung für die einzelnen Teilnehmerinnen erfüllt, hat viel Raum im ersten Teil des Projekts eingenommen (wie ist die Essstörung entstanden; in welchen Momenten/Phasen ist die Essstörung besonders „stark“ und wann tritt sie in den Hintergrund; welche Glaubenssätze/“Stimmen“ gehen mit der Essstörung einher und welche anderen Glaubenssätze/“Stimmen“ werden von ihr verdrängt,…). Mit diesen Fragen haben sich die Teilnehmerinnen sowohl im Gespräch als auch durch die Erstellung von Texten/Bildern und Collagen auseinandergesetzt. Parallel zu den Gruppenterminen haben auch die ersten im Pilotprojekt enthaltenen Einzeltermine stattgefunden. Hier können die Teilnehmerinnen individuelle Anliegen besprechen – häufig sind dies Themen, die in den Gruppentreffen aufgekommen sind und auf die im Einzelgespräch vertieft eingegangen werden kann.
Zum vierten Termin kam die Ernährungstherapeutin Angelika Moog und erläuterte, wie eine Ernährungstherapie bei Essstörungen abläuft. Hierbei erklärte sie viele Zusammenhänge zwischen Ernährung/verschiedenen Nährstoffen und deren Auswirkung auf das Gehirn und den Körper und schilderte, wie eine Essstörung das Körpergleichgewicht und die Gehirnfunktionen beeinträchtigt und durcheinanderbringt. Ziel der Ernährungstherapie, so Moog, sei es, dass die Klient*innen wieder erlernten, ein Gefühl für die individuellen Bedarfe ihrer Körper zu erlangen. Das Feedback der Teilnehmerinnen nach Frau Moogs Ausführungen war sehr begeistert; alle hatten nach eigenen Aussagen viele Dinge in Bezug auf Ernährung erfahren, die ihnen vorher nicht bewusst gewesen waren und die aber eine wichtige Rolle spielen, um eine Essstörung nachhaltig überwinden zu können.